Wie tickt ein Narzisst?

Wie du einen Narzissten erkennst, verstehst und dich vor seinen Manipulationen schützt!

Der größte Mythos über Narzissten ist, dass sie keine bis wenig Empathie besitzen. Doch ein Narzisst weiß ziemlich genau, was in dem Anderen vorgeht. Genau das macht es so schwer, einen Narzissten zu erkennen und zu entlarven. Ein Narzisst benutzt seine Empathie als Werkzeug, um seinen wahren Charakter zu verschleiern.

Es ist genau dieser Umstand, der einen Narzissten von anderen Menschen unterscheidet. Während ein normaler Mensch Empathie als Mitgefühl empfindet und sich mit dem Gegenüber solidarisiert, tut ein Narzisst dies nicht. Für ihn ist Empathie nur ein Mittel, um Andere zu lesen und zu lenken.

Doch warum ist das so?

Um dies zu verstehen, gilt es zu begreifen, dass für ein Narzisst Mitgefühl identisch mit Selbstmitleid ist. Obwohl Narzissten gerne Mitgefühl von anderen einfordern, sind sie selbst nur zu ich-bezogenen Selbstmitleid fähig. Während sie selbst gerne und ausgiebig im Selbstmitleid schwelgen, verachten sie dies in anderen.

Genau deswegen haben Narzissten auch kein Verständnis dafür, wenn es dir gerade schlecht geht. Anstelle Mitgefühl zu haben, empfindet ein Narzisst, dass du dich selbst bemitleidest - und in seinen Augen hast du kein Recht dazu. Es nervt ihn sogar.

Sie sagen dann Dinge wie:

Stell dich nicht so an!
Dein Jammern nervt!
Pech gehabt!
Selber Schuld!
Heul doch!

Du musst verstehen, dass ein Narzisst in seiner Hybris davon überzeugt ist, alles und jeden in seiner Ganzheit zu erfassen und zu durchschauen. Dabei überträgt er seine eigene egozentrische Weltsicht auf andere Personen und deutet ihre Motive und Handlungen so, wie er selbst denken, fühlen und handeln würde. Ein Narzisst lebt in einer vermeintlichen Welt, in der jeder nur an sich denkt … Warum also sollte er der einzige Dumme sein, der Rücksicht auf andere nimmt?

Ein aus seiner eigenen Ignoranz geborener Zirkelschluss, der als Rechtfertigung für alles dient.

Nicht der Einzige, wie wir noch sehen werden …

Inhaltsverzeichnis:

Kapitel 1
Denken & verstehen

Warum ein Narzisst undankbar, faul und selbstbezogen ist.

 

Kapitel 2
Mein Recht & Dein Unrecht

Warum Narzissten ohne Reue lügen und betrügen!

 

Kapitel 3
Motive & Antrieb

Was einen Narzissten dazu bringt, dich als Werkzeug zu sehen!

 

Kapitel 1 - Ich bin alles. Du bist nichts.

Symptome und Denkweisen: Wie ein Narzisst die Welt sieht!

1. Ein Narzisst hat den Zwang, ALLES mit sich in Beziehung zu setzen.

Um die Denkweise eines Narzissten zu verstehen, musst du begreifen, dass ein Narzisst den Zwang hat, ALLES mit sich in Beziehung zu setzen. Ein Narzisst kann den Gedanken an sich selbst nicht loslassen. Er kann nicht über Dinge oder Personen nachdenken, ohne am Ende bei sich zu landen. Ein Narzisst nimmt alles - im wahrsten Sinne des Wortes - persönlich.

Das kannst du auch daran erkennen, dass einfache, vermeintlich harmlose Aussagen deinerseits bereits Abwehrreaktionen seinerseits triggern. Ein Narzisst interpretiert diese Aussagen als Angriff und reagiert empfindlich:

Wenn du das besser kannst, dann tue du es doch!
Als ob du es besser wissen würdest …
Jetzt freust du dich, dass ich einen Fehler gemacht habe.

Es ist völlig egal, was andere Menschen tun, sagen oder empfinden - in den Augen des Narzissten hat das immer mit ihm zu tun. Ein Narzisst führt das Handeln einer Person immer auf sich zurück!

Die Gedanken eines Narzissten:

Der Mensch tut das nur, weil er neidisch (auf mich) ist.
Der Mensch tut das nur, weil er die Wahrheit (die ich besitze) nicht erträgt.
Der Mensch hat das nur geschafft, weil ich ihm geholfen habe.
Alleine kann er nichts (im Gegensatz zu mir.)
Ich hätte das besser gemacht.
Das hat er gar nicht verdient (sondern ich.)
Ich habe ihn und seine Masche durchschaut (ich bin überlegen.)
Der Mensch ist undankbar (denn er steht in meiner Schuld.)

Dieser Mechanismus funktioniert sogar dann, wenn es tatsächlich nichts mit ihnen zu tun hat.

Stell dir vor, du erzählst deinem narzisstischen Freund, dass sich ein Bekannter ein neues, teures Auto gekauft hat. Er verzieht sofort die Miene und sagt, dass wenn er selbst keine Haare mehr auf dem Kopf hätte, dann würde er sich auch so ein Auto kaufen.

Narzissten vergleichen sich und wenn andere etwas haben, was ihnen selbst vermeintlich fehlt, empfinden sie Frust, Neid und Missgunst. Und sobald sie diese Gefühle empfinden, folgen sie sofort dem impulsiven Bedürfnis, es herabzusetzen. Denn Narzissten haben Schwierigkeiten sich für andere zu freuen, wenn das Glück des Anderen nichts mit ihnen zu tun hat.

Stell dir vor, du erhältst eine Gehaltserhöhung. Du freust dich und dein narzisstischer Mann freut sich auch mit dir. Plötzlich sagt er, dass du ihn jetzt zum Essen einladen musst, da du ohne ihn diese Gehaltserhöhung niemals bekommen hättest.

Verstehe, Narzissten vereinnahmen alles für sich (mit einer einzigen Ausnahme: Misserfolg.) Dass dein Erfolg auf deiner eigenen Leistung beruht, kann ein Narzisst nicht akzeptieren. Er muss den Erfolg für sich reklamieren - und wenn das nicht geht, ihn abwerten. In diesem Fall hast du dich unlauterer Mittel bedient oder einfach nur Glück gehabt.

2. Warum du nur eine Erweiterung seiner selbst bist!

Ein Narzisst vermag es nicht, dir zuzugestehen, eine eigene Position zu besitzen - ohne daraus eine Unterstellung zu formen, dass diese Position in Wirklichkeit nur eine versteckte Agenda sei, die irgendwie mit ihm zu tun hat.

  1. Wenn du zum Beispiel etwas tust, was er nicht mag, dann tust du das, weil du ihn ärgern oder provozieren willst.
  2. Wenn du etwas sagst, dem er nicht zustimmt, dann sagst du das nicht, weil es deine wahrhaftiger Standpunkt ist, sondern weil du ihm nur widersprechen willst.
  3. Wenn du Dinge für ihn tust, dann weil du es ihm schuldest bzw. er es verdient hat (auch wenn er nichts dafür getan hat.)

Verstehe, in den Augen eines Narzissten tust du niemals Dinge für dich selbst. Du tust immer nur Dinge für ihn oder wegen ihm. Im Grunde genommen nimmt er deine Existenz nur wahr, weil sie in irgendeiner Form mit ihm selbst in Verbindung steht. Du bist nicht eigenständig, du bist nur eine Art Erweiterung seiner selbst.

Des Narzissten Sicht auf die Welt ist grotesk ich-zentriert.
Jeder Gedanke beginnt und endet bei ihm.
Er denkt buchstäblich nur an sich.

3. Warum ein Narzisst keine Dankbarkeit kennt!

Ein Narzisst nimmt und nimmt. Er tut das mit großer Selbstverständlichkeit - ohne je einen Gedanken daran zu verschwenden, was andere dafür getan haben, um dies überhaupt zu ermöglichen. Er sieht nicht, wie viel Arbeit in einer Sache steckt, weil er nichts dafür getan hat. Ein Narzisst wertschätzt die Leistung anderer nicht - sie interessiert ihn nicht einmal. Für ihn ist es nur wichtig, dass seine Bedürfnisse erfüllt werden - und das zeitnah.

Wie das passiert, spielt keine Rolle.

Wenn du dem Narzisst zum Beispiel einen Urlaub finanzierst, denkt er nur daran, wie sehr er sich freut, in den Urlaub zu fahren. Er denkt nicht daran, wie viel du dafür gearbeitet hast und dass er Dankbarkeit dir gegenüber empfinden sollte.

Höchstwahrscheinlich ist sogar das Gegenteil der Fall: In seinen Augen hat er den Urlaub wirklich verdient, weil der letzte Urlaub schon so lange her ist oder weil du in seinen Augen etwas gutzumachen hast und so ist ein Urlaub das Mindeste, was du tun kannst.

Ein Narzisst sieht dein Zutun nicht. Es ist so selbstverständlich, dass er keinen Gedanken daran verschwendet.

Verstehe, Narzissten empfinden keine Dankbarkeit, weil sie immer das Gefühl haben, dass eine Sache ihnen bereits zusteht. Narzissten tun nichts, um sich eine Sache zu verdienen, weil diese ihnen bereits gehört. Alles, was Narzissten tun, dreht sich nur darum, wie sie das, was ihnen in ihren Augen bereits gehört, auch in ihren Besitz bekommen.

Einem Narzissten gehört bereits alles.
Alles ist seins, nichts ist deins.

4. Warum ein Narzisst dich nicht ernst nimmt!

Narzissten messen mit zweierlei Maß. Dies ist bis zu einem gewissen Grad bei Menschen ganz normal. Bei Narzissten jedoch sind es Extrempositionen:

  1. Er macht nichts falsch, du alles. Er ist zu gut für dich, du bist nicht gut genug!
  2. Du bist für seine Bedürfnisse verantwortlich, er jedoch nicht für deine!
  3. Wenn er sauer wird, hast du ihn dazu getrieben, wenn du sauer bist, ist das allein dein Problem!
  4. Wenn du einen Narzissten kritisierst, hast du kein Recht dazu, denn es stimmt einfach nicht. Wenn er dich kritisiert, hat er jedes Recht dazu, denn es ist die Wahrheit, mit der du nicht umgehen kannst!
  5. Wenn ein Narzisst das Gefühl hat, dass du dich ihm gegenüber unfair und respektlos verhältst, dann ist das wahr und eine Tatsache! Wenn ein Narzisst sich dir gegenüber unfair und respektlos verhältst, dann hat er das Recht dazu, weil du es verdient hast!

Für einen Narzissten bist du niemals auf Augenhöhe. Du bist nicht gleichwertig. Du bist immer unterlegen und unmündig. Du hast im Grunde genommen nicht mal eine eigene Meinung.

Verstehe, ein Narzisst ist überzeugt davon, dich grundlegend durchschaut zu haben. Deswegen kennt er deine Meinung und deine Absichten besser, als du es selbst tust. Ein Narzisst kann also ohne Probleme auch für dich sprechen.

In seinen Augen sogar besser, als du es je könntest …

Verstehst du jetzt, warum er dich nicht ernst nimmt?

Kapitel 2 - Die Wahrheit, dass bin ich!

Warum Narzissten ohne Reue lügen!

5. Warum ein Narzisst immer im Recht ist!

Narzissten unterschätzen andere Menschen systematisch, während sie sich selbst überschätzen.

Verstehe, dass ein Narzisst dir gegenüber gar nicht anders kann, als die Wahrheit für sich zu beanspruchen. In seiner Hybris ist er überzeugt, dass er - im Gegensatz zu Anderen - die Dinge in seiner Ganzheit erfasst und durchschaut.

Wenn du einem Narzissten widersprichst, zählt deine Meinung nicht, da du entweder zu unfähig bzw. nicht willens bist, die Wahrheit zu begreifen oder von anderen manipuliert bist und somit nicht wirklich eine eigene Position besitzt.

Da ein Narzisst jedoch deine fehlende Zustimmung immer persönlich nimmt, fühlt er sich von dir nicht ernstgenommen und somit herabgesetzt. Diese „Ehrverletzung“ muss korrigiert werden. Er wird dich so lange bearbeiten - und dafür jedes Mittel nutzen, also auch die Fakten zu verdrehen, bis du seinem Bedürfnis Ihm Recht zu geben nachgibst.

Es gibt viele typische Argumentationsmuster, deren sich ein Narzisst bedient. Ich stelle dir jetzt exemplarisch ein paar davon vor:

  1. Narzissten unterstellen dir zum Beispiel gerne, dass du zwar weißt, dass er im Recht ist, du es aber nicht zu geben willst.
    Eine Variante davon ist, dass deine Absicht egoistisch ist. Er unterstellst dir dann, dass du in Wahrheit eine Agenda verfolgst, die nur zum Ziel hat, ihm unrechtmäßig seine Bedürfnisse (Rechte) vorzuenthalten.
  2. Narzissten berufen sich gerne auch auf die Meinung anderer, wenn sie seiner Argumentation dienen. Sie sagen dann, dass jeder das so sehen würde (und du alleine mit deiner Meinung bist.) Wenn sie keine Beispiele zur Hand haben, erfinden sie diese.
  3. Wenn es nicht klappt, die Deutungshoheit über eine Situation zu erlangen, kehren sie zu ihrem Ausgangspunkt zurück und erklären deine Sicht auf die Dinge als fehlgeleitet und deshalb irrelevant.

Für einen Narzissten ist Recht bekommen gleichbedeutend mit im Recht sein. Deswegen geht es ihm in erster Linie darum, dass du seine Perspektive übernimmst. Ob und wie sich Dinge tatsächlich verhalten, spielt keine Rolle.

6. Warum ein Narzisst seine eigenen Lügen glaubt!

Viele Frauen in unserer Beratung verzweifeln an dem Umstand, dass Narzissten felsenfest einfach das Gegenteil behaupten, von dem, was eigentlich passiert ist. Oftmals widerspricht sich der Narzisst auch selbst.

Sie berichten uns von Streitereien, indem der Narzisst vergangene Ereignisse völlig anders darstellt, als er sie Monate zuvor dargestellt hat. Dinge sind plötzlich nie passiert. Sachen wurden nie gesagt. Rollen werden vertauscht. Dinge werden anders gerechtfertigt, neue Unterstellungen tauchen auf, Dinge werden hinzugedichtet und es wird noch dreister gelogen.

Das Einzige, was konstant ist, ist der Druck, den der Narzisst auf seinen Partner ausübt, seine Erzählung zuzustimmen und ihm zu glauben.

Die Frauen verzweifeln nicht nur an der Selbstgerechtigkeit und Scheinheiligkeit, die der Narzisst an den Tag legt, sie schrecken auch vor Tatsache zurück, dass der Narzisst seinen Behauptungen wirklich zu glauben scheint.

Und sie haben nicht unrecht, der Narzisst glaubt wirklich daran.

7. Warum ein Narzisst die Wahrheit als sein Eigentum betrachtet!

Ein Narzisst hat ein sehr kompliziertes und dehnbares Verhältnis zur Wahrheit. Für einen Narzissten ist Wahrheit ein Konzept, das nur im Zusammenspiel mit Anderen existiert. In seinen Selbstbetrachtungen existiert es nicht. In seinen Selbstbetrachtungen besitzt er einfach nur das Recht.

Und weil ein Narzisst immer das Gefühl hat, im Recht zu sein, ist Wahrheit nur dazu da, andere dazuzubringen, seine Sicht auf die Welt zu bestätigen und seinen Standpunkt zu unterstützen. Wenn du seine Wahrheit nicht anerkennst, fühlt der Narzisst, dass du ihm sein Recht vorenthalten willst. In seinen Augen tust du ihm großes Unrecht - und um dieses „Unrecht“ zu korrigieren, verändert ein Narzisst die Wahrheit so lange, bis du seine Perspektive übernimmst.

Für einen Narzissten selbst gibt es nur das Gefühl, im Recht zu sein. Wahrheit ist nur ein Mittel zum Zweck.

Doch warum glaubt ein Narzisst jetzt seine eigenen Lügen?

Verstehe folgendes:

Wahrheit ist für einen Narzissten ein Gefühl - und weil Gefühle instabil und situationsabhängig sind, ist auch die Wahrheit relativ und unbeständig. Wahr ist, was er jetzt gerade fühlt.

Der Rest hingegen ist eine Erzählung, ein Gebilde, welches nur für Andere existiert - und je nachdem, wem ein Narzisst gegenübersteht, benutzt er eine andere Erzählung, die sein Tun und Handeln rechtfertigt und schönfärbt. Diese Erzählung ist das Werkzeug, um sein Recht gegenüber Anderen durchzusetzen.

Dem Narzissten geht es ausschließlich darum, dass der Andere seiner Erzählung zustimmt. Die Perspektive anderer ist irrelevant und bedeutungslos. Sie ist sogar so bedeutungslos, dass er sich andere Perspektiven nicht merken kann. Er vergisst sie bereits nach wenigen Minuten wieder, falls er sich überhaupt die Mühe gemacht zuzuhören.

Dies ist auch der Grund, warum er oftmals so tut, als hättest du Dinge niemals gesagt. Er erinnert sich nicht daran - und da er in seinen Augen ein ausgezeichnetes Gedächtnis hat, kann es einfach nicht stimmen.

Das Einzige, was von der Wahrheit übrig bleibt, ist nur seine eigene Sicht auf die Dinge - seine eigene Erzählung. Aber diese Erzählung verändert sich stetig. Abläufe werden umgebaut, Ereignisse weggelassen, Dinge werden verkürzt oder erweitert, umgedeutet und modifiziert. Für einen Narzissten spielt es keine Rolle, was wirklich passiert ist. Es ist nur wichtig, dass er sich im Recht fühlt.

Es ist die narzisstische Fokussierung auf seine eigene wandelnde Perspektive - auf seine eigene Märchenerzählung, die bewirkt, dass ein Narzisst sich nur an seine eigene Interpretation - an seine eigene Rechtfertigung, an seine aktuelle Version vergangener Ereignisse erinnern kann.

Für einen Narzissten ist wahr, was recht ist. Und was ihm recht ist, ist die Wahrheit. Wenn Narzissten lügen, fühlt es sich nicht wie eine Lüge an. Es fühlt sich einfach nur richtig an.

Narzissten sind Lügner, die sich selbst überzeugen, keine zu sein.

8. Narzissten übernehmen keine Verantwortung für ihr Tun.

Da ein Narzisst immer im Recht ist, tut er auch nichts falsch und deswegen tut ihm auch nichts leid. Schuld haben nur die Anderen. Mögliche Schäden, die der Narzisst verursacht, resultieren nur aus dem Umstand, dass der Andere ihm sein Recht vorenthalten will. Es ist das eigene Fehlverhalten des Opfers, das für die Konsequenzen verantwortlich ist.
Kurz gesagt, die Leidtragenden sind selber Schuld.

Genauso wie für einen Narzissten Wahrheit nur in Bezug auf Andere existiert, verhält es sich mit Verantwortung. Er fühlt keinerlei Verantwortung DIR gegenüber. Verantwortung existiert nur IHM gegenüber.

In seinen Augen bist du verantwortlich dafür, dass die Beziehung funktioniert. Du bist verantwortlich, dass Harmonie in eurer Beziehung herrscht. Du bist verantwortlich dafür, dass er glücklich ist. Er ist niemals für dein Glück verantwortlich. Im Umkehrschluss bedeutet das für ihn, dass du (im Gegensatz zu ihm) selbst für dein Glück verantwortlich bist.

Wenn du dieser Verpflichtung nicht nachkommst, trägst du die Schuld. Du bist schuld, wenn etwas nicht klappt. Du bist schuld, dass er sich so dir gegenüber verhält. Wenn du unglücklich bist, bist du selber schuld.

Du bist das Problem …

Ein Narzisst wird dich zwingen wollen, diese vermeintliche Wahrheit anzuerkennen. Er wird Argumente finden, die dich belasten und gleichzeitig Argumente finden, die ihn von jeder Schuld freisprechen.

Typische Argumentation eines Narzissten:

  1. Er wird sein Fehlverhalten klein reden, indem er sagt, dass du absichtlich übertreibst oder es einfach nicht begreifst, worum es wirklich geht.
  2. Er wird sein Fehlverhalten relativeren, indem er sagt, dass du ihn absichtlich provozierst hast.
  3. Er wird von seinem Verhalten ablenken, indem er sagt, dass es dir in Wirklichkeit um etwas ganz anderes geht.
  4. Er wird sein Verhalten schönfärben, indem er sagt, dass seine Motive richtig waren und somit sein Verhalten im Grunde genommen richtig.
  5. Er wird sich von jeder Schuld freisprechen, indem er sagt, dass jeder an seiner Stelle so gehandelt hätte, wie er.
  6. Er wird dir die Schuld zuschieben, indem er sagt, dass du ihn dazu gezwungen hättest.
  7. Er wird dir sagen, dass du deine Schuld nicht akzeptieren willst, weil du genau weißt, dass du schuldig bist, aber zu feige bist, deine Schuld einzugestehen.

In den Augen eines Narzissten sind seine Motive immer edel und richtig. In seinen Augen hat er überhaupt kein Problem zuzugeben, wenn er einen Fehler macht. In seinen vermessenen Augen ist dies sogar eine Qualität, die ihn auszeichnet.
Ein Narzisst hält sich für selbstreflektiert, verständnisvoll, geduldig und fair. Es ist genau diese selbstgefällige Selbstgewissheit, die den Narzissten zum Schluss kommen lässt, dass er im Recht ist. Der Narzisst merkt also gar nicht, dass er keine Reue empfindet, weil er überhaupt nicht an den Punkt kommt, Verantwortung für irgendein Fehlverhalten zu übernehmen.

Wer im Recht ist, trägt keine Schuld.

Kapitel 3 - Die Welt dient mir.

Motive und Antrieb: Was ein Narzisst von dir will!

9. Der Sinn des Lebens eines Narzissten ist die Erfüllung seiner Bedürfnisse!

Du kannst dir Narzissmus wie Egoismus auf Steroiden vorstellen. Die Erfüllung seiner Bedürfnisse ist das Einzige, was für einen Narzissten zählt. Diese Bedürfnisse können ganz verschiedener Natur sein und ich möchte nur zum Verständnis ein paar nennen: Sex, Geld, Selbsterhöhung, Dankbarkeit und Macht.

Wichtig ist zu verstehen, dass diese Bedürfnisse für einen Narzissten zeitnah befriedigt werden müssen. Die Erfüllung des Bedürfnisses ist ein Drang, der keinen Aufschub kennt. Das führt zum Umstand, dass Narzissten selten Umwege zu ihrem Ziel gehen. Sie folgen dem Grundsatz: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.

Das führt teilweise zu sehr paradoxen Situationen:

Wenn sich zum Beispiel für einen Narzissten die Gelegenheit ergibt, sich heimlich ein Bedürfnis zu erfüllen, werden sie es tun - auch wenn das Risiko sehr groß ist, erwischt zu werden. Sie konstruieren lieber - nachdem das Bedürfnis erfüllt ist - großen Aufwand um ihre Spuren zu verwischen bzw. sich der Verantwortung zu entziehen. Dass es vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt eine bessere Gelegenheit gegeben hätte, die im Nachhinein weniger Aufwand oder Konsequenzen gehabt hätte, ist ihnen egal.

Auch ist wichtig zu verstehen, dass seine Bedürfnisse Impulse sind: Sie sind instabil und können sich von Moment zu Moment ändern. Das Bedürfnis ist immer nur eine Momentaufnahme seines jetzigen Verlangens. Dies ist auch der Grund, warum Narzissten so unberechenbar sind.

Wenn du ihm zum Beispiel eine Freude machen willst und ihm einen Wunsch erfüllst, den er vor ein paar Tagen geäußert hat, kann es gut sein, dass er keine Freude darüber empfindet - geschweige sich dankbar zeigt. Es spielt bereits in seiner Bedürfnispyramide keine Rolle mehr.

Nehmen wird er es trotzdem.

10. Regeln existieren nur für Andere!

Verstehe, dass Narzissten keine Regeln anerkennen. Regeln existieren nur, wenn es ihnen einen Vorteil gibt - ansonsten gelten Regeln nur für andere.

In den Augen eines Narzissten sind Regeln nur gültig, wenn sie ihm helfen, sein Recht und seine Bedürfnisse durchzusetzen. Wenn Regeln seinem Bedürfnis bzw. seinem Gefühl im Recht zu stehen, beschneiden, dann sind sie in seiner Wahrnehmung unfair, ungerecht und somit ungültig.

Und weil Narzissten immer und jederzeit mit zweierlei Maß messen, gelten auch für den Partner andere Regeln als für sie selbst. Im Grunde genommen gelten eigentlich gar keine Regeln, da sie die Regeln, die dich betreffen, genauso zu ihrem Vorteil verändern, wie die Regeln, die sie selbst betreffen.

Zum Beispiel:

  1. Wenn du einen Freund triffst, findet er das nicht ok. Wenn er eine Freundin trifft, dann ist „nichts dabei.“
  2. Wenn er dir verletzende Dinge sagt, dann musst du es aushalten, denn es ist die „Wahrheit.“ Wenn du ihm Dinge sagst, die er nicht hören will, wird er wütend oder bestraft dich mit Nichtachtung.
  3. Wenn du verletzt bist, dann „sollst du dich nicht so anstellen.” Du seist emotional und selbstmitleidig. Wenn er verletzt wird, dann ist das eine „Frechheit“, die er dir lange nachträgt und niemals vergisst.

11. Jedes Mittel ist erlaubt, wenn es der Erfüllung seiner Bedürfnisse dient.

Narzissten haben kein Problem damit, ihre Bedürfnisse auf Kosten anderer zu erfüllen. Nicht nur Schummeln und Tricksen sind erlaubt, sondern ALLES, was ihm Mühe, Zeit und Aufwand erspart und ihn seinem Bedürfnis näher bringt.

Du musst verstehen, dass ein Narzisst denkt, dass er es bereits längst verdient hat, seine Bedürfnisse erfüllt zu bekommen. In seinen Augen steht es ihm zu und er hat jedes Recht dazu. Aus diesem Grund ist auch jedes Mittel erlaubt.

Ein Narzisst fühlt:

  1. Weil du ihm sein Bedürfnis - das ihm zusteht - vorenthalten willst, zwingst du ihn, dich zu belügen.
  2. Weil er Dinge besser versteht, darf er dich manipulieren, damit du es auch erkennst.
  3. Er darf dir Dinge wegnehmen, weil du diese nicht wertschätzt und sie bei dir verschwendet wären.
  4. Er darf dir weh tun, damit du deine Fehler endlich begreifst.

Dazu kommt, dass ein Narzisst oftmals den Prozess der Manipulation genießt, da es ihn clever, raffiniert und überlegen fühlen lässt. Dieses Gefühl der Überlegenheit rechtfertig gleichzeitig sein Verhalten.

  1. Er darf dich benutzen, weil du es ja mit dir machen lässt.
  2. Wenn du es nicht kapierst, hast du selber Schuld.
  3. Du hast es so verdient, weil du es einfach nicht wert bist.

12. Menschen sind Werkzeuge, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen.

Narzissten sind so ich-zentriert, dass sie andere Menschen nicht als gleichwertig wahrnehmen.

Es ist nicht nur das Gefühl der Selbstanmassung bei gleichzeitiger Unterschätzung der anderen Person, die dich in den Augen des Narzissten unwichtig erscheinen lässt, sondern der einfache Fakt, dass du und deine Bedürfnisse in seinen Überlegungen überhaupt nicht vorkommst. Deine Wünsche und Bedürfnisse sind egal, weil er keinen Gedanken daran verschwendet.

Er denkt wirklich nur an sich.

Narzissten sind selbstgerecht, niemals selbstlos.

Narzissten tun nichts für ihren Partner - es sei denn, sie versprechen sich etwas davon. Für sie ist eine scheinbar selbstlose Tat, immer ein Mittel zum Zweck.

Narzissten sind faul und undankbar.

Das erkennst du daran, dass Narzissten immer nur so viel machen, dass sie gerade ihr Ziel erreichen, selten mehr. Nur so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich.

Narzissten spannen lieber andere Menschen für ihre Ziele ein.

Sie lassen gerne andere für sich arbeiten. In ihren Augen sind andere Menschen genau dafür da - es ist ihr Daseinszweck. Andere Menschen sind Erfüllungsgehilfen für ihre Bedürfnisse, ähnlich einem Werkzeug. Deswegen fühlt er auch keine Dankbarkeit gegenüber anderen. Es ist ihr Zweck.

Oder bist du etwa deinem Lappen dankbar, dass er so gut wischt?

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Über die Autoren

Isabella und Béla Calise schreiben über Liebe, Flirten, Beziehungen und das Glück zu zweit. Sie bieten sowohl Beziehungs- und Paarberatung, als auch Flirt- und Single-Beratung exklusiv für Frauen an. 

3 Kommentare zu „Narzissten erkennen, verstehen und sich schützen!“

  1. Avatar

    Danke für diesen wertvollen Beitrag. Ich löse mich gerade aus einer 7-jährigen Beziehung mit einer Narzisstin. Bei vielem, was in dem Artikel steht, habe ich die Beziehung zu ihr wiedererkannt. Welche Dynamiken dahinter stecken, finde ich traurig für den Betroffenen. Trotz allem was passiert ist, ist sie ein sehr einsamer Mensch. Bitte nicht falsch verstehen, ich mache das Spiel nicht mehr mit, habe aber durch den Artikel verstanden, dass sie sich ihrer selbst und den Auswirkungen der Lügen überhaupt nicht bewusst ist. Für mich geht das Leben weiter, mit Blick nach vorne.
    Danke nochmals für die Erkenntnis. Einen guten und gesunden Rutsch ins neue Jahr.

  2. Avatar

    Ich kann das nur bestätigen. Nach 10 jähriger Beziehung mit einem echten Narzissten bin ich soweit das ich ihm nichts mehr glaube . Wir wohnen inzwischen getrennt sind aber noch zusammen. Sobald er mir die Tageszeit sagt schaue ich selber auf die Uhr. Denn ich glaube ich nichts mehr . Es sind im Laufe der Jahre unglaubliche Dinge vorgefallen für die ich mich schäme. Denn eigentlich müsste ich längst weg sein. Ich schaffe leider den endgültigen Absprung nicht. Noch nicht.

  3. Avatar

    Liebe Isabella, lieber Bela,
    vielen Dank für diesen Artikel. Meiner Meinung nach bringt er es so richtig auf den Punkt. Mir wurde es nochmal richtig klar, warum gewisse Dinge so ablaufen.
    Seit einem Jahr getrennt, erkenne ich das alles jedes Mal, wenn wir uns im Freundeskreis treffen. Für mich ist es sehr schwierig, zuzusehen, wie die Freunde ahnungslos sein Spiel mitspielen. Es reicht nicht, dass ich mir sage, dass die Anderen für sich selbst sorgen müssen, da ich ja aus erster Erfahrung weiß, wie geschickt die Taktiken sind. Es ist, als ob ich als Einzige in der Gruppe den Wolf hinterm Schafpelz erkenne, aber Niemanden warnen kann, denn sonst wäre ich ja die Verrückte oder Böse. Wie gehe ich am Besten damit um? Es würde mir sehr schwer fallen, diesen Freundeskreis aufzugeben.

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